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Entstehungszeit: Leipzig (?)

Das zweisätzige Stück (Adagio/Allegro) geht auf eine Triosonate für zwei Violinen und Basso Continuo von Johann Friedrich Fasch (1688-1758) zurück, die Bach, vermutlich in Leipzig, im Rahmen seiner Unterrichtspraxis für die Orgel bearbeitete. Dabei läßt sich heute nicht mehr eindeutig klären, ob diese Übertragung unvollständig geblieben oder nur zur Hälfte auf uns gekommen ist: Faschs Sonate hat nämlich vier Sätze (Largo/ Allegro un poco/ Largo/ Allegro). Auch scheint es , als habe Bachs Schüler Johann Ludwig Krebs (1713-1780, von 1726-1735 Thomasschüler) im Rahmen seines Unterrichtes eine eigene Übertragung (ebenfalls nur der beiden ersten Sätze) angefertigt; jedenfalls existiert eine Überlieferung unter Krebs’ Namen mit charakteristischen, auf dem Fasch’schen Original basierenden Abweichungen. Das ist der Grund, warum das Stück auch als Krebssche Komposition galt, bis man auf die in den Orgelfassungen nicht genannte Vorlage aufmerksam wurde.

Wie bei Fasch ist die Orgelbearbeitung in c-dorisch notiert. Das Adagio geht von folgendem, empfindsam gestikulierendem Gedanken aus:

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Er wird gemäß üblicher Triotechnik vom nichtthematischen Baß begleitet und vom anderen Manual auf der Molldominante real beantwortet. Danach gehen Themenkopf (a) und Seufzermotivik (b) getrennte Wege; aus ihnen entwickelt sich das Weitere. Hinzutreten zwei in Sequenzen ausgewertete Formeln:

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Harmonisch interessant: Dur erscheint hier nicht als paralleles Es-Dur, sondern als Dominantparallele B-Dur (Partie Takte 11-16).

Auf das etwas konventionelle Adagio folgt das ansprechende, munter-bewegliche Allegro, dessen vielgliedriges Thema

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von Fasch mustergültig ausgewertet wird. Von beibehaltenem kontrapunktischem Material begleitet, setzt die zweite Manualstimme gleichfalls auf der Tonika ein, die Musik wendet sich nach Es-Dur (Thema in der zweiten Manualstimme); in dieser Tonart kommt der 1. Abschnitt (1-24) dann auch zum Abschluß. Die nächste Partie (24-37/38) bringt neues, nicht wiederholtes Gedankengut: zunächst einen zweistimmigen, liebenswürdig hüpfenden Einfall (continuobegleitet), dann (über Orgelpunkt B) einen chromatisch eingefärbten Linienzug. Anschließend das Thema in B-Dur (Oberstimme) und – mittels kleiner, freigestalteter Episode – eine Modulation nach g-moll. Der Schlußteil des Satzes ist dann wieder streng auf das Thema und seine Motivik konzentriert, wobei Ableitungen aus Motiv b dominieren. Eine reizvolle, gekonnte Triokomposition!

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by-sa

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